Mutiger Vater, tapfere Schwester
Kurz vor Kriegsende: Schwerverletzt durch den Kugelhagel
Als am 10. April 1945 durch den friedlichen Einmarsch eines amerikanischen Regiments der zweite Weltkrieg in Kaldauen zu Ende ging, lag der achtjährige Willi Brombach im Siegburger Krankenhaus. Durch die Kämpfe in der Innenstadt war auch das Hospital schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass der Junge – wie fast alle anderen Patienten – in einem der Kellerräume untergebracht werden musste. Die Fenster waren mit Pappe vernagelt, elektrisches Licht war Mangelware. Wenige Tage zuvor war er hinter dem elterlichen Wohnhaus an der Hauptstraße in Kaldauen durch einen Granatsplitter an beiden Beinen schwer verletzt worden, die Muskeln an den Unterschenkeln waren zum großen Teil weggerissen, die Knochen blieben allerdings unversehrt. Vater August Brombach handelte entschlossen und sehr mutig. Er legte seinen stark blutenden Sohn in einen Handwagen und brachte ihn im Dauerlauf, ungeachtet der noch andauernden Schießereien zwischen deutschen und amerikanischen Soldaten und unterstützt durch Tochter Leni, ins Hospital der noch umkämpften Kreisstadt. Unter denkbar einfachsten Bedingungen wurde er dort operiert, seine Beine blieben, trotz des bald einsetzenden Wundfiebers, erhalten. Zu den Schmerzen kam für den kleinen Patienten auch die Angst durch den anhaltenden Beschuss und Explosionen in unmittelbarer Nachbarschaft, denn das Krankenhaus lag in diesen Tagen im Zentrum des Kampfgeschehens. Und so war der 10. April 1945 auch für Willi Brombach ein Glückstag. An diesem Tag öffnete sich die Tür des Patientenzimmers und ein dunkelhäutiger Soldat der US-Armee, mit dem Maschinengewehr im Anschlag, schaute herein. Der Junge war zunächst erschrocken, denn er hatte noch nie einen Schwarzen gesehen. Eine kleine Tafel Schokolade, die der Soldat ihm quasi zur Begrüßung in die Hand legte, machte lange Erklärungen überflüssig.
Für Willi Brombach war der Krieg zwar vorbei, die Behandlung zog sich aber in die Länge. Als er entlassen wurde, konnte er zunächst nur auf den Zehenspitzen gehen. In weiteren Operationen wurden die Sehnen verlängert, so dass er schließlich wieder normal laufen konnte. Nach der Entlassung aus der Schule begann der handwerklich begabte Jugendliche eine Ausbildung als Zimmermann. Später baute er sich ein Wohnhaus am Mühlenhofweg in Kaldauen, fast alle Gewerke führte er mit eigener Hand aus. Sein Elternhaus, in dem er mit seinen zwölf Geschwistern aufgewachsen ist und das fast zur Todesfalle für ihn geworden war, wurde im vergangenen Jahr abgerissen. Dort entsteht derzeit ein neuer Wohnblock.